ISAAK - Forschungslager Botchen
(Berner Oberland / Schweiz)

29. Juli - 05. August 2006

Das diesjährige Botchen-Forschungslager der ISAAK fand vom 29.07.-05.08.2006 unter rekordverdächtiger Besetzung statt. Es nahmen Höfos aus Dresden (Haubi, Mareike, Christoph, Birgit, Greg, Annabell, Max), Leipzig (Henning, Vera, Jonathan, Lotte), Naumburg (Odette, Ralf, Sarah), Thal (Otto, Martina), Weimar (Ecki) und Zürich (Stephan, Nicole)  sowie als Vertreter des Speleoclub Suhl Elli, Mario, Petra, Sebastian und Jens teil.

Für den Antransport des Gepäcks stand uns am Samstag Lottis Seilbahn zur Verfügung. Bedingt durch die zahlreichen Teilnehmer war der Platz in Lottis Hütte nicht ausreichend, so dass mitgebrachte Zelte (Odette & Ralf sowie Otto & Martina) und sogar die Ladefläche des Unimog (Sebastian) als Schlafplatz herhalten mussten. Am Sonntag begannen wir mit der Oberflächenprospektion im Bereich zwischen Gießbach und der Falkenfluh. In Höhe des 2. Wasserfalls stießen wir auf einen etwa 400 m³ großen Block, welcher in einem Winkel von ca. 60° auf dem mit kleinerem Blockwerk bedeckten Hang aufsitzt. Aus dem dazwischen verbliebenen dreiseitigen Hohlraum (Eingangshöhe ca. 1,8 m) war ein starker kalter Luftzug zu verspüren. Das Objekt erhielt den Namen „3 plus 1“ - Höhle (3 Höfos, 1 Geleucht).

 

Auf Grund der Wetterprognose wurde die erste Tauchtour aus Sicherheitsgründen auf Dienstag verschoben. Als Alternativprogramm hierzu starteten wir erneut zur „3 plus 1“ – Höhle vom Vortag (siehe Bild). In dem Objekt fanden sich zahlreiche Eis- bzw. Firnreste. Es bestehen mehrere Möglichkeiten zum Abstieg in tiefer liegende Bereiche, jedoch enden alle bergseitigen Fortsetzungen im Blockwerk. Die Länge des Objektes beträgt in Anlehnung an die Ausdehnung des überlagernden großen Blocks etwa 20 m in der Horizontalen. Bei einer vollständigen Vermessung ist mit einer Polygonlänge von etwa 40 m zu rechnen. Henning und Ralf seilten sich im Laufe des Tages in den Canon oberhalb des ersten Wasserfalls ab, um die Wände auf mehrere sichtbare Objekte zu untersuchen. Lohnende Fortsetzungen konnten jedoch leider nicht gefunden werden. 

Am Dienstag fand eine Befahrung der Botchen-Höhle mit Beginn an der Nebelhöhle, Einbau aller Seilstrecken und Ausgang am Hauptportal statt. Höhepunkt der Tour war sicherlich der Weg zum Fenstergang und der Blick vom Grasband in der Wand über die ganze Alm.

   

 Bilder: "Hütestöpfe" in der Botchenhöhle; Lotte auf der Flucht vor dem Bären

Der Mittwoch wurde für die Meisten zum Wandertag auf das Schwabhorn. Die am Weg liegende Freitagshöhle im Gstepf, welche wir im Vorjahr entdeckt hatten, hatte nach dem harten Winter noch jede Menge Schnee im Eingangsbereich. Nach der Besteigung widmeten wir die Aufmerksamkeit einer östlich des Schwabhorns gelegenen Öffnung an einer Ost-West-streichenden Störung, die Jonathan zuvor gesehen hatte. Wir befuhren das Objekt. Nach dem recht engen, aber hohen Eingangsbereich zweigt nach Süden ein Gang in mustergültigem Schlüssellochprofil und mit deutlichem Wetterzug ab. Nach etwa 10 m wendet sich dieser nach Westen und mündet später in einen großen Raum mit gewölbeförmiger Decke (Breite ca. 8 m, Höhe in der Mitte ca. 2,5 m). Die Decke und stellenweise auch der Boden sind mit Sinterschmuck und Mondmilch bedeckt, auch Excentriques treten auf. Es waren keine früheren Befahrungsspuren zu verzeichnen. Der große Raum hat Verzweigungen in mehrere Richtungen, wobei der Luftzug zu einem nach erster Einschätzung verblockten Weg nach unten führt. Die befahrene Länge beträgt ca. 50-60 m, eine weitere Untersuchung sowie die Vermessung wurden, da wir mal wieder keine Ausrüstung dabei hatten, auf das nächste Jahr verschoben. Jonathan taufte das Objekt nach reiflicher Überlegung auf Hobbit-Höhle.

       

  Bilder: Eingang der Hobbit-Höhle; Entdecker Jonathan und Henning im größten Raum; kleiner Tropfstein

Auf dem Rückweg zur Botchen untersuchten wir noch ein Loch im südlichsten Abschnitt der Falkenfluh. Henning seilte sich ca. 30 m ab, Elli gab per Fernglas und Funkgerät von der Hütte aus die entsprechende Einweisung. Die Aktion war jedoch nicht von Erfolg gekrönt – keine Fortsetzung zu sehen. 

Der Donnerstag brachte wetterseitig die härtesten Bedingungen. Eigentlich war für diesen Tag ein neuer Anlauf für den Tauchvorstoß vorgesehen. Etwa ab Mitternacht gab es jedoch Dauerregen, so dass wir am Morgen jegliche Hoffnung auf einen erfolgreichen Angriff auf den 3. Siphon für dieses Jahr begraben mussten. Es regnete den ganzen Tag nahezu ohne Unterbrechung, in Höhen oberhalb 2.300 m hatte es morgens frisch geschneit. Am Freitag besserte sich das Wetter etwas, wir begannen mit dem Abtragen der Ausrüstung. Abends kamen Lotti und Hans zu Besuch. Der wieder einsetzende Regen zwang uns erneut in Lottis gute Stube, wo wir uns bei einigen Flaschen Wein und sonstigen geistigen Getränken über die bescheidene Wetterlage hinwegtrösteten. Das Abschiednehmen von Lotti in der Nacht (sie musste am Samstag früh arbeiten) und von Hans und der Hütte am Samstagmittag war mal wieder nicht einfach, obwohl uns der Dauerregen die Heimfahrt zumindest im Kopf deutlich erleichterte.

 (Alle Fotos: Jens Leonhardt)

Bericht vom 17. August 2006 (letzte Änderung vom 17.08.2006)


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